„Der unbegangene Weg“ – Blick in die Projektwerkstatt

“Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer Lebensgefährlich.”

Erich Kästner

Wer hätte das gedacht. Ist es tatsächlich möglich, einen Zeitraum von zwei Wochen nach den letzten Prüfungen für Schüler, die absehbar die Schule verlassen, noch als einen wirklichen Erfahrungsraum zu gestalten?

Wir schrieben seinerzeit vorsorglich nichts konkretes in den Epochenplan der 10. Klasse. „Projekt“ nannte wir damals diesen Zeitraum, den wir – Sophia und ich –  ganz in unserer Verantwortung wähnten. Zunächst nur für die 10. gedacht, signalisierte auch die 9. bald reges Interesse und konnte nach kurzer Abstimmung im Kollegium am Projekt teilnehmen.


Und nun mittendrin in diesem zwischenzeitlich solide vorstrukturierten  Vakuum brummt die Zusammenarbeit von 17 Schülern der 9. und 10. Klasse und 2 Projektbegleitern und nähert sich mit zunehmendem Tempo tatsächlich einer abendfüllenden Theateraufführung.

Obgleich zu sagen wäre, das diese Aufführung selbst – wie so vieles Produkthafte der Oberstufe an der Freien Schule – „eher die Nebensache“ wäre. Ich möchte jetzt nicht falsch verstanden sein – Natürlich sage ich:
„Kommt! Kommt alle und schaut Euch an, was hier geschafft wird, wenn an anderen Schulen der Dampf draußen ist. In unserer Freude legen wir noch eine Schaufel obenauf.“

Aber diese Nebensache, das Sichtbare zeigt nicht, was im Vorfeld an Prozesshaften und Persönlichkeitsbildendem stattfindet. Wir sind täglich erstaunt, erfreut über die Ernsthaftigkeit der Oberstufenschülerinnen und -schüler, die Hingabe und Verantwortlichkeit mit denen sie in ihren Arbeitsgruppen agieren, sich umsichtig abstimmen. Alles deutet darauf hin, dass bereits parallel entwickelte und noch entstehende Elemente erfolgreich zu einem erstaunlichen Ganzen zusammenfinden werden.

„Der unbegangene Weg“ – als Gedicht von Paul Celan, uns ein Leitstern – ist eigentlich ein paradoxes Etwas. Da „unbegangenen“ entsteht dieser, unser Weg just im Moment.