Handwerker Epoche in der 3. Klasse

Schmiede Meister, schmiede
zähme Feuer und Kraft!
Mit Geduld und Ruhe
ist es bald geschafft.
Grobe feste Schläge,
feiner zarter Klang.
Schönheit will er schaffen,
das ist des Schmiedes Drang.
Er lernt mit Kraft zu formen
erhellt mit seinem Schein
des Eisens harte Schale,
durchdringst mit seinem Sein.

(Zeugnisspruch von Simon,
3. Klasse)

2 Tage lang hörten wir die Hammerschläge von Dick, dem holländischen Instrumentenschmied über das Schulgelände schallen, der mit den Kindern der unteren Klassen Gongs, Triangeln oder Klangstäbe schmiedete. Es waren kalte Tage für April, aber an dem wärmenden Feuer der Esse, das von einer kleinen Handkurbel angefacht wurde, konnten sich die Kinder angenehm wärmen. Daneben standen ein Amboss und eine kleine Werkbank – eine mobile Werkstatt, die in Kürze unseren offenen Pavillon in eine Schmiedewerkstatt verwandelt hatte.

In der 3. Klasse beschäftigen sich die Klassen an der Waldorfschule mit den alten Handwerken, wie Müller, Bäcker, Töpfer, Schmied, Schreiner, Weber und andere mehr. Kinder im 9. Lebensjahr stehen an einer besonderen Stelle ihrer kindlichen Entwicklung, dem Rubikon, wo sie irdischer werden und sich mehr mit der Erde verbinden und andererseits die Welt mit einem gewissen Abstand beginnen zu betrachten. Es ist ein Schritt mehr, hin zur Erdenreife, die mit dem 14. Lebensjahr abgeschlossen wird. Im 1. Jahrsiebt sind die Kinder noch ganz Eins mit der Welt, und was der Fuchs oder der Hase in der Geschichte erlebt, erlebt das Kind mit ihm. Die Inhalte der Epochen mögen Antwort auf die kindliche Entwicklung geben und so fügt sich an die Erzählung der Schöpfungsgeschichte, an deren Ende die Vertreibung aus dem Paradies steht, das „Sich-Beheimaten“, mit allem, was es zum Leben auf der Erde braucht. Daraus ergeben sich die Epochen des Ackerbaus, der Handwerker und des Hausbaus, die möglichst viele praktische Erfahrungen und Tätigkeiten beinhalten.
In diesem Sinne haben wir uns mit einigen alten Handwerken beschäftigt.

Zunächst haben wir den Bäcker Stratz in Simonswald besucht, bei dem alle Kinder ein eigenes Brot backen durften, welches dann nach alter Weise im Holzofen gebacken wurde. Es war eindrucksvoll, die Bäckermeisterin beim „Brezelwerfen“ zu beobachten und als die Kinder es auch selber versuchen durften, wuchs die Achtung vor der Meisterin nur umso mehr.


„Der Lehrling lernt‘s, Geselle übt‘s, der Meister kann‘s!“

(Anfang des Zeugnisspruches von Johannes, 3. Klasse)

Im besten Sinne durften wir als Lehrlinge üben, auch, als wir die Töpferin Lena besuchten, die mit geschickten Händen vor uns einen kleinen Krug auf ihrer Töpferscheibe erwachsen ließ.
Bewunderung und Achtung vor der Meisterschaft ist ein erhabenes Gefühl und es gab das ein oder andere Kind, das darüber nachdachte, selber einmal Bäcker werden zu wollen, aber um 4 Uhr nachts schon aufstehen und mit der Arbeit beginnen…? Da sind wir doch froh, dass wir noch in die Schule gehen.

Sabine Rietdorf, Klassenlehrerin der 3. Klasse