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Harburg

Di,10.10., Tag 22: Weiter gings Richtung Oettingen. Wir fuhren an der Brauerei vorbei, was recht lustig war, da einige am Wochenende zuvor erst Oettinger Bier getrunken hatten.

In Oettingen machten wir die Mittagspause und aßen ausnahmsweise mal nicht Brot, sondern gingen zum Döner. Das Wetter war regnerisch, was die Laune aller stetig runter zog. Aber wir schafften es heute bis an die Wörnitz, das deutet, es ging keine Berge mehr rauf runter, sondern es blieb mehr oder weniger flach und super zum Fahren. Wir kamen durch Ronheim und rasteten kurz hinter Ronheim um der Sage vom Hüllenloch auf zu gehen. „Die Sage vom Hüllenloch“ behandelt mehrere Felshölen dort. Doch die Felsen waren auch prima, um darauf herum zu klettern.

Die Sage vom Hüllenloch

Wo die Wörnitz bei Harburg durch die Juraberge bricht, ist in der östlichen Steilwand, auf der das Fischholz steht, eine Felsenhöhle eingerissen, das Hüllenloch geheißen.

In dieses Felsenloch flüchtete einstmals ein Schäfer mit seiner Herde, als Kriegsgeschrei das Land durchscholl und als die Schnapphähne auf der Bergheide nicht lange nach Mein und Dein zu fragen pflegten. Nun ist ein harter Stein ein mageres Feld für Graswuchs und für Weidegang. Und wenn der Schäfer auch so manchen Zwerchsack Futter bei Nacht und Nebel von den Wörnitzwiesen zu seiner Herde in den Felsenstall hineinschleppte: die Tiere fielen immer mehr vom Fleisch. Und ihre Wolle hätte der Scherer auch nicht loben können.

Da sprach der Schäfer zu sich selbst:
„Käm einer jetzt mit wohlbespickter Katze, nähm mir die Herde ab unbesehen, so wie der Teufel auch die Landsknecht`nimmt und böt`er mir einen Preis, dass auch in meinen Sack ein tüchtiger Batzen fiel: ich schlüg`s ihm zu! Dass drinnen in der Stadt mein Schafherr den Handel nicht grad auf Heller und Pfennig nachrechnen könnte: das brächte ich schon zuwege!“

Der Schäfer hatte noch nicht bis zum letzten überschlagen, wie er bei einem Handel am besten sein Schäfchen ins Trockene bringen könnte: da stand vor ihm ein Mann! Von seinem spitzen Jägerhut stach eine Gockelfeder in die Luft. Auch ging sein Zungenwerk gerade wie geschmiert. Einen solchen glatten Viehhandel hatte der Schäfer seiner Lebtag noch nicht gehabt. Was er verlangte auf den ersten Hieb, das sagte im der Käufer zu.

Alsbald tat der Fremde einen schrillen Pfiff. Im Nu keuchte in schwarzes Roß zum Felsenloch herein. Das trug eine Kiste Gold so schwer, so dass die Last das Pferd schier gar zu boden drückte. Der Schäfer spannte seine Arme aus, als wollte er damit die ganze Welt umfangen, und lupfte die Goldkiste auf den Höhlenboden. Der Fremde schwang sich auf das ledige Pferd und ritt nun los. Die ganze Herde folgte ihm, nicht anders, als ob das schwarze Pferd von jeher Leithammel in der Herde gewesen wäre. Aber auch die Goldkiste kriegte Füße und wollte zum Felsenloch hinausrutschen.

„Ist`s so gemeint?“ rief da der Schäfer. Hurtig plumpste er auf die Goldkiste, kettete auch gleich seinen großen Zottelhund daran, so dass der Schatz ihm wohl verbleiben musste.

Heut` noch und für alle Zeiten sitzt der Schäfer gebannt auf der Goldkiste im Hüllenloch mit seinem Hund daneben. Denn er war ein ungetreuer Knecht und keiner von jenen Hirten, die ihr Leben lassen für ihre Herde.

(aus Harburger Hefte 2)

 

Platz zum Schlafen fanden wir diese Nacht in einem Gemeindehaus in Harburg, wo uns ein sehr netter Pfarrer einen Raum organisierte. Es gab unter dem Dach einen schönen Raum und eine großen Raum im Erdgeschoss, zudem  eine geräumige Küche, in der wir am Abend kochten. Im dunklen Schlummerlicht schnackten wir noch eine Zeit mit dem Pfarrer und tranken neben her Kakao.

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