Do, 21.9, Tag 4: An diesem Tag sollte viel gefahren werden. Wir hatten uns sogar vorgenommen, bis nach Karlsruhe zu fahren, was noch um die hundert Kilometer entfernt lag. Für ein normales Fahrrad kein so großes Problem, doch uns wurde schnell klar, dass wir noch einen weiteren Tag bräuchten. Den ganzen Tag fuhren wir am Rhein entlang. Machten kurz Pause zum Essen und dann ging es auch schon weiter. Spannendes ist uns dabei nichts passiert. Eigentlich sah dort am Rhein auch alles irgendwie gleich aus. Links von uns Wasser, rechts von uns Wald oder Wiesen.
Zwischendrin sind wir durch die Stadt Kehl gefahren, was bedeutete, dass wir schon ein gutes Stück Weg geschafft hatten.
Lichtenau, ca. 50 Kilometer vor Karlsruhe, machten wir den letzte Stopp. Wirklich eine hübsche Stadt. Der Bürgermeister von Lichtenau erlaubte uns, auf der Wiese neben dem Volleyballfeld zu Zelten. An diesem Tag war es noch einmal ziemlich kalt, obwohl die Sonne schien. Ich zum Beispiel bin in dicker Winterjacke und Sonnenbrille herum gelaufen und war damit nicht allein. Die Aufgabe der Unterrichtsstunde lautete, mit einem fremden Menschen ins Gespräch zu kommen und ihn fragen, wie sich die Welt seit seiner Zeit verändert hat und worin er oder sie die Probleme der heutigen Gesellschaft sieht.
Sophia und ich sind dann losgezogen. Während Sophia kurz im Rathaus verschwand, um das Bad aufzusuchen kam ich auch schon mit einer netten älteren Dame ins Gespräch. Nachdem Sophia zu uns gestoßen war, offenbarte die Frau uns, dass sie eigentlich taub ist. Doch das Lippenlesen perfektioniert mit der Zeit so, dass sie es jetzt so gut beherrscht, wie ein „normal“ gesunder Mensch das Hören. Mit ihr unterhielten wir uns über die bevorstehenden Wahlen, die Politik im allgemeinen und noch über vieles mehr. Es war erstaunlich sich mit einem tauben Menschen zu unterhalten und es wurde wieder einmal deutlich wie unterschiedlich und doch auf irgendeine Weise alle gleich sind.